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Tim Zühlke Bundestrainer

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Volker Brix

Bei mir wird nur die Leistung entscheiden

Tim Zühlke über das Abenteuer China und seine neue ehrenvolle Aufgabe

Radsport gehört seit Jahrzehnten zur Familie von Tim Zühlke. Schon sein Opa Manfred, sein Vater Frank und sein Onkel Rainer waren erfolgreiche Trainer. Nun hat es Tim mit 42 Jahren nach ganz oben im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) als Trainer geschafft.

Wie kamen Sie eigentlich zum Radsport?

Das liegt in der Familie. Schon mein Vater nahm mich als Kind mit zu den Winterbahnrennen in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle. Da war es fast folgerichtig, dass ich auch Radsportler werden wollte.

Warum begannen Sie als Sprinter?

Weil ich damals an der Seite von Weltklassesprintern wie Rene Wolff und Matthias John im „Sprintteam der Stadtwerke Erfurt“ unter dem Trainer und „Sprintprofessor“ Jochen Wilhelm trainieren und fahren durfte. Jochen, so durften wir ihn ansprechen, fiel immer mal was Neues ein und es mir sehr viel Spaß gemacht.

Dabei wurde Sie 1997 Vize-Juniorenweltmeister über 1000m, war das Ihr größter Erfolg?

Das möchte ich gern bestätigen. Neben nationalen Titeln und Medaillen war das wohl in Kapstadt mein bestes Ergebnis.

Sie haben dann an der Universität Leipzig, die ehemalige DHfK, sechs Jahre Sport studiert und wurden dann Trainer. In welcher Disziplin haben Sie gearbeitet?

Natürlich ab 2010 wieder im Sprint beim Olympiastützpunkt Thüringen. Hier hatte ich beim Weltcupsieg im Sprint von Kristina Vogel in Cali (Kolumbien) meinen ersten großen Erfolg als Trainer.

Und haben weiterhin Olympia- und Welttitel sowie -Medaillen mit Ihren Sportlern gesammelt?

Ja, das ist mir mit Kristina Vogel, Rene Enders, Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk, Michael Seidenbecher, Doreen Heinze und Pauline Grabosch öfters gelungen. Es gab Zeiten, zu denen fünf Sportler zur Elite-Weltmeisterschaft nominiert wurden.

Im August 2017 wurden Sie Nationaltrainer in China und kehrten nach acht Monaten auf eigenen Wunsch zurück. Warum?

Ich hatte dort eine sehr junge Truppe zu betreuen. Trotzdem holten wir Weltcupplatzierungen und Asienmeistertitel. Mir gefiel die sportliche Perspektive, aber die äußeren Umstände haben es nicht zugelassen, langfristig zu planen. So kam ich wieder nach Deutschland zurück.

Ab Januar 2019 wurden Sie Bundestrainer der Junioren im Bereich Bahn-Ausdauer, also von den Sprintern zu den Verfolgern. War der Umstieg schwer?

Eigentlich nicht. Ich übernahm diesen Posten vom erfolgreichen Erfurter Bundestrainer Helmut Taudte, der in den Ruhestand ging und sehr lange den Nachwuchs von Erfolg zu Erfolg geführt hatten. Gleich im ersten Jahr wurden meine Schützlinge Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung und fuhren einen neuen Weltrekord. Außerdem belegten wir Platz eins und zwei in der Einerverfolgung. Im ersten Jahr wurden meine Schützlingen Dritte mit den Vierer bei der Europameisterschaft in Gent, bei der Weltmeisterschaft in Platz  eins über 1000m und wurden „Vize“ 8m Madison. Frankfurt/Oder holten wir mit dem Vierer und über 1000m die Titel und wurde „Vize“ im Madison. Im Vorjahr haben wir im italienischen Fiorenzuola in der Einerverfolgung gewonnen und mit dem Vierer Silber geholt. Auch in diesem Jahr waren wir mit dem WM-Titel in Kairo mit dem Vierer vor Italien und Russland sowie als Zweiter im Einzel sehr erfolgreich.

Nun hat Sie der BDR als Nachfolger von Sven Meyer ab Januar als Bundestrainer der Elite/U23, wieder im Bereich Bahn-Ausdauer, berufen. Was sagen Sie dazu?

Ich habe mich sehr gefreut und sehe das als Anerkennung meiner Arbeit als Junioren-Trainer.

Werden Sie etwas anders machen als Ihr Vorgänger?

Ich will den 15-köpfigen Kader, dabei ist auch das Erfurter Talent Benjamin Boos, mit Straßenrennen und Rundfahrten vorbereiten um auf der Bahn die Spezifik anzuschließen. Ich teile den Kader nicht in Elite und U23, bei mir wird nur die Leistung entscheiden.

Welche Ziele haben Sie?

Wir sind beim Nationen-Cup in Glasgow, Südamerika und Asien am Start. Dazu wollen wir uns auf die EM in München und die WM in Paris vorbereiten. Das Fernziel ist bei Olympia 2024 in Paris mindesten das Kleine Finale zu erreichen.

Da haben Sie ja viel vor?

Das kann man wohl sagen. Ich bereite die Elite vor und zusätzlich auch die Junioren, bis ein Nachfolger für mich gefunden ist.

Und dabei ist Ihnen der Sprint wohl völlig abhandengekommen?

Nur ein bisschen. Fast “nebenbei“ habe ich die Erfurterin Pauline Grabosch zu zwei Weltmeistertiteln gebracht.

Volker Brix

03.01.2022 / Volker Brix
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