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Wohnzimmer Andreasried

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Volker Brix

Die Erfurter Steher-Legende Rudi Keil wurde letzten Mittwoch 90 Jahre alt. Er war eines der ersten Sportidole der Stadt nach dem 2. Weltkrieg

 In den schweren Nachkriegsjahren war der aus Friedrichsdorf stammende Rudi Keil, der letzte Woche seinen 90. Geburtstag feierte, eines der ersten Erfurter Sportidole. Auf der traditionsreichen Radrennbahn im Andreasried gelang ihm bereits mit 21 Jahren mit Schrittmacher Hans Käb (Hannover) auf der damals noch 454 Meter langen Erfurter Piste der große Wurf, als er die Ostzonenmeisterschaft der Profisteher vor Titelverteidiger Emil Kirmse über 100 Kilometer hinter großen Motoren, damals bis 2600 ccm, in einem Lauf gewann. Damit war er der mehr als ein Jahrzehnt umjubelte Lokalmatador, der bei sein großen Rennen heute unvorstellbare 12 000 Zuschauer auf die Radrennbahn lockte.

Nach seinen weiteren DDR-Profititeln im 5000-m-Verfolgungsfahren 1950 und bei glühender Hitze ein Jahr später wieder über 100 km bei den Stehern vor Bobby Hanusch (Berlin) und dem Erfurter Conrad Claessens auf seiner Heimatbahn war Keil endgültig zum Spitzenfahrer gereift. Hinter seinen Schrittmachern Fritz Erdenberg (Halle) und dem leider im Training im Andreasried tödlich verunglückten Walter Heßlich aus Dresden lieferte er sich unvergessene Duelle mit den die internationale Szene beherrschenden Spitzenstehern wie den Ex-Weltmeistern Erich Metze (Dortmund) und Walter Lohmann (Bochum) sowie Jean Schorn (Köln) und den Nürnbergern Heinz Jakobi und Karl Kittsteiner. 1951 gewann Keil bei sieben Profi-Steherrennen in Erfurt sechsmal, dabei auch das bis heute ausgefahrene Goldene Rad der Stadt Erfurt.

Bei Keils zweiten Triumph in diesem Steher-Klassiker 1952 stürzte Kontrahent Metze in der letzten Runde des ersten Rennens, nachdem sein Schrittmacher Werner Schmidt (Berlin) auf der Zielgeraden die Barriere touchiert hatte, schwer und verstarb am anderen Tag. "Ich war direkt im vollen Spurt hinter Erich und konnte gerade noch innen vorbei steuern", erinnert sich der Keil noch heute bewegt. Sein Sieg im anschließenden Stundenrennen vor Erich Bautz (Dortmund) bei dem er 66,818 km gefahren war, hatte für ihn nur noch statistischen Wert.

Als einziger DDR-Starter qualifizierte sich Keil als herausragender Dritter bei der gesamtdeutschen Meisterschaft in Nürnberg hinter Lohmann und Schorn für die Weltmeisterschaft, bekam aber zu seiner großen Enttäuschung vom DDR-Verband keine Starterlaubnis.

Vom Stehersport kommt der Jubilar bis heute nicht los. Auch wenn der Weg von seinem Haus am Roten Berg zur Radrennbahn nicht leicht ist, freut sich Keil über jedes Rennen in Erfurt.

01.02.2018 / Volker Brix
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