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Opa „Piechen“ längst überholt

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Volker Brix

Franzi Arendt ist das größte weibliche Erfurter Radsporttalent und hat dieses Jahr viel vor

Den Erfurter Radsportfreunden braucht es um Nachwuchs nicht bange zu sein. Mit Franzi Arendt hat der RSC Turbine eine weitere große Hoffnung parat, die eine internationale Karriere auf der Straße und der Bahn vor sich hat.

Die heute 17-Jährige begann bereits mit sieben Jahren mit dem Radsport. Ihr Opa „Piechen“, wie sie ihn bis heute ruft, war ein Hobbyrennfahrer und Franzi hat mit einem übergroßen Trikot ihres Opas bekleidet, seine Starts verfolgt. Dann wollte sie selber mal auf das Rad steigen. Bei einem Rennen für die ganz Kleinen über drei Kilometer fuhr sie mit einem „Biene-Maya-Helm“ auf einem klapprigen „Stadtrad“ zu ihrem ersten Sieg. Das gefiel natürlich den Opa und er sagte ihr „Wenn Du bis zum Sommer regelmäßig trainierst“, bekommst Du von mir dein erstes Rennrad. So kam dann es auch, denn Franzi hatte beim Radrennen Blut geleckt und bekam ein kleines Rennrad mit 24er Rädern und Rahmenschaltung.

In der Altersklasse U9 hatte sie bei den ersten beiden Rennen viel Pech, hat aber den dritten Wettbewerb bei strömenden Regen gewonnen. Der Opa war nun auch ihr Trainer und kontrollierte das Training und die Rennen. Ein Höhepunkt war dann in der U13 der Start bei der Ostthüringen-Tour über drei Etappen rund um Gera. Bei der U15 fuhr sie ihr erstes Bahnrennen bei der Deutschen Meisterschaft auf der teils überdachten Bahn in Köln. „Als ich die steilen Kurven sah bekam ich mächtige Angst und wäre am liebsten gar nicht gestartet“, erinnert sie sich heute lächelnd. Trotzdem wurde das Talent beim Omnium, ein Wettbewerb der aus mehreren Disziplinen besteht, Fünfte. Nach vielen Rundstreckenrennen im Thüringer Raum gelang Franzi ein zweiter Gesamtplatz bei der Internationalen Kids-Tour in Berlin. Den ersten Deutschen Meistertitel gewann sie bei der U15 im Paarzeitfahren mit Kassandra Block in Genthin und holte im Einer-Straßenrennen zudem noch Bronze. Ihr bis heute aktueller Heimtrainer Steffen Uslar, der selbst ein großer Rennfahrer war und die Gesamtwertung der, leider heute nicht mehr existenten, Thüringen-Rundfahrt der Elite gewann, führte Franzi bei der 2000m-Einzelverfolgung im Berliner Velodrom als Deutsche Meisterin mit neuen Deutschen Rekordzeit in 2:29 Minuten zum Titel. Als Deutsche Meisterin im Omnium in Köln konnte sie sich zwei weitere Meistertrikots überstreifen. Mit einer feinen Leistung und einem Soloritt aus dem Hauptfeld allein zur Spitzengruppe und einem vierten Platz bei der TMP-Tour rund im Gotha gelang Franzi der Sprung in das BDR-Team. Leider blieben wegen Corona im Jahr 2020 von über 30 jährlichen Rennen lediglich 13 Veranstaltungen übrig. Dabei gewann sie an einem Wochenende in Töttelstädt mit einem Bundesligarennen und der Thüringer Landesmeisterschaft gleich zwei Siegerschleifen. Bei den nationalen Titelkämpfen in Langenhagen holte sie beim 10km-Einzelzeitfahren den nächsten Titel und landete mit starken Rückenschmerzen bei der Straßen-DM in Bruchsal auf dem fünften Rang.

Im Vorjahr in die U19, also zu den Juniorinnen aufgestiegen, gewann sie bei der Europameisterschaft im niederländischen Apeldoorn mit dem Bahnvierer nach 4000m hinter England und Russland die Bronzemedaille und verpasste bei der Einzelverfolgung als Vierte mit einer 1/100 Sekunde das Podium. Im Mai verbesserte Franzi den 30 Jahre alten Deutschen Juniorinnenrekord über 2000m der späteren mehrfachen Weltmeisterin Hanka Kupfernagel auf 2:23 Minuten. Bei den Bahn-Welttitelkämpfen in Kairo hatte sie mit dem Vierer in der zweiten Runde bei einer Windböe großes Pech, drei Fahrerinnen stürzten und die Chance auf Gold oder Silber war vertan. Im Einzel gewann Franzi hinter Alina Moiseeva(Russland) und Ollier Benedicte  aus Frankreich die Bronzemedaille und ärgerte sich trotzdem, weil sie das große Finale um eine 1/1000 Sekunde verpasst hatte.

Was hat Franzi nun in ihrem letzten Juniorinnen-Jahr für Pläne? „Zunächst hoffe ich bei den Kontinentalen Titelkämpfen im portugiesischen Anadia auf die Starts bei der Einzel- und Mannschaftsverfolgung und würde mich auch über einen weiteren Start bei einer Massendisziplin freuen. Ebenso hoffe ich ähnlich bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Tel Aviv eingesetzt zu werden. Dazu hoffe ich auf einen Einsatz bei der Straßen-Weltmeisterschaft in Australien“, blickt die Schülerin der 12. Klasse des Sportgymnasiums, die nächstes Jahr das Abitur anpeilt, optimistisch voraus.

Volker Brix

04.03.2022 / Volker Brix
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